Synökologie

Wir interessieren uns für funktionale Beziehungsgefüge von Mitgliedern von Lebensgemeinschaften, insbesondere im Kontext der Primaten-Pflanzen-Interaktionen sowie von Wirt-Parasit-Beziehungen.


Primaten-Pflanzen-Interaktionen

Primaten zeichnen sich gegenüber anderen tropischen Säugetieren dadurch aus, dass sie in allen Tropenregionen der Erde außer Australien und Ozeanien verbreitet sind. Innerhalb ihrer tropischen Lebensräume interagieren Primaten mit einer Vielzahl von Organismen und erfüllen eine Reihe von ökologischen Funktionen. Eine wesentliche Funktion von Primaten besteht in ihrer Rolle als Samenausbreiter der von ihnen zum Fruchtkonsum genutzten Pflanzenarten. Forschung zur Samenausbreitung ist einer der Schwerpunkte ökologischer Studien in unserer Abteilung. Wir kombinieren Beobachtungen mit molekulargenetischen Verfahren, mit denen wir die Herkunft (Mutterbaum) der durch Primaten ausgebreiteten Samen bestimmen können. Damit ist es möglich, die räumlichen Muster der Samenausbreitung und ihre Konsequenzen für die Pflanzenpopulationen zu analysieren.

Aktuelle Projekte

Muster, Mechanismen und Determinanten der Samenausbreitung durch Tamarine und andere Neuweltprimaten
(Langfristprojekt; Kooperation mit Laurence Culot, UNESP, Brasilien)

Culot L, Huynen M-C, Heymann EW (2015) Partitioning the relative contribution of one-phase and two-phase seed dispersal when evaluating seed dispersal effectiveness. Methods in Ecology and Evolution 6: 178-186.

Culot L, Huynen M-C, Heymann EW (2018) Primates and dung beetles: two dispersers are better than one in secondary forest. International Journal of Primatology  39: 397-414.

Heymann EW, Culot L, Knogge C, Noriega Piña TE, Tirado Herrera ER, Klapproth M, Zinner D (2017) Long-term consistency in spatial patterns of primate seed dispersal. Ecology and Evolution 7: 1435–1441.


Auswirkungen der Samenausbreitung durch Primaten auf die räumlich-genetische Struktur einer neotropischen Baumart (Leonia cymosa)
(Kooperation mit: Katrin Heer, Philipps-Universität Marburg)

Gelmi-Candusso TAHeymann EW, Heer K (2017) Effects of zoochory on the spatial genetic structure of plant populations. Molecular Ecology 26: 5896–5910.


Vertikale Stratifizierung der Interaktionen zwischen frugivoren und nektarivoren Konsumenten und der cauligenen Liane, Marcgravia longifolia
(Kooperation mit: Katrin Heer, Philipps-Universität Marburg; Marco Tschapka, Universität Ulm; Manuel Flores Arevalo, Universidad Nacional de la Amazonía Peruana, Iquitos, Peru)


Die Allometrie der Samenausbreitung durch Primaten
(Kooperation mit: Pierre-Michel Forget, MNHN, Brunoy, Frankreich; Joanna Lambert, University of Colorado, Boulder, USA)

Interspezifische Interaktionen und Nischendifferenzierung

In ihren komplexen tropischen Lebensräumen interagieren Primaten mit zahlreichen anderen Organismen. Uns interessieren hierbei insbesondere die Bildung von interspezifischen Assoziationen von Primaten mit anderen Tieren und die Mechanismen der Nischendifferenzierung sympatrischer Primatenarten.

Heymann EW, Hsia SS (2015) Unlike fellows - a review of primate-non-primate associations. Biological Reviews 90: 142-156.

Goodale E, Sridhar H, Sieving K, Bangal P, Colorado G, Farine D, Heymann EW, Jones H, Krams I, Martínez A, Montaño-Centellas F, Muñoz J, Srinivasan U, Theo A, Shanker K (2020) Mixed company: a framework for understanding the composition and organization of mixed-species animal groups. Biological Reviews (in press; doi: 10.1111/brv.12591)


Wirt-Parasit-Beziehungen

Freilebende Primaten sind permanent einer Reihe unterschiedlichster Parasiten ausgesetzt, die von ihren Wirten Energie beziehen und manchmal auch Krankheiten auslösen oder übertragen. Andere Mikroorganismen können dagegen für den Wirt sehr nützlich sein, z.B. als Bestandteil der Darmflora. Wir interessieren uns für das evolutionäre Wettrennen und Beziehungen zwischen den Primatenwirten und ihren Parasiten; insbesondere für die genetischen und verhaltensbiologischen Anpassungen der Primaten, mit denen sie ihren Parasitenbefall zu reduzieren versuchen, sowie für die Determinanten der Übertragung und die Zusammensetzung von Mikroorganismen in freilebenden Lemurenarten.


Aktuelle Projekte

Konsequenzen der Variation in der Gruppengröße auf die Gesundheit von Verreaux’s Sifakas
(Katja Rudolph)


Das Mikrobiom von Rotstirnmakis und Mausmakis
(Tatiana Murillo Corrales, Lotte Striewe, in Kollaboration mit R. Daniel, Universität Göttingen)


Hygienisches Verhalten von grauen Mausmakis
(Clémence Poirotte)

Poirotte C, Kappeler PM (2019) Hygienic personalities in wild grey mouse lemurs vary adaptively with sex. Proceedings of the Royal Society B: 286


Konsequenzen der Variation in der Telomerlänge beim Labord’s Chamäleon
(Falk Eckhardt)